Eins der Ausgabeteams der Dauner Tafel, die alle ehrenamtlich arbeiten (von links):
Rita Schmaus (stellvertretende Vorsitzende des Vereins), Hildegard Beewen, Paula Krämer-Michels, Lidwina Wegner, Harald Pitzen und Uschi Haupt-Pitzen.
FOTOs(2): SUSANNE STUMM
„Die Dauner Tafel ist, was die Organisation und das Angebot betrifft, ein mittelgroßer Lebensmittelmarkt“, sagt Michael Lauer, Vorsitzender der Dauner Tafel Vulkaneifel e.V., wie der gemeinnützige Verein offiziell heißt. Und wirklich: Wenn man die Räumlich-keiten ganz in der Nähe des Bahnhofs in Daun betritt, hat man den Eindruck, in einem kleinen Supermarkt einzukaufen. An dem Morgen des TV-Besuchs beginnt gerade die Lieferung der neuen Waren. Ein Lieferwagen fährt vor und die beiden ehrenamtlichen Fahrer beginnen mit dem Ausladen der Lebensmittel. Diesmal ist es die Spende von Supermärkten in Kelberg und Hillesheim – und die ist großzügig. Kistenweise schleppen die beiden Ehrenamtler Gemüse, Konserven, Hygieneartikel und Kartoffeln in den Verkaufsraum. Sogar Zimmerpflanzen und Rosensträuße sind dabei. Einmal in der Woche fahren die Helfer mit dem Transporter die Supermärkte im Kreis ab. Immer seltener ist die Ausbeute so üppig wie an diesem Morgen.
„Wir haben zur Zeit rund 300 Kunden, die die Lebensmittel abholen, jedoch stehen hinter jedem Kunden etwa drei bis vier weitere Familienmitglieder, die von der Tafel profitieren“, erläutert Lauer. „Um solche Mengen zu bewältigen, sind wir auf Spenden noch verwertbarer Lebensmittel von Supermärkten, Discountern und Bäckereien angewiesen.“
Drei Frauen sind an diesem Morgen dabei, die angelieferten Kisten auszupacken und alles ordentlich in die Regale und Kühlschränke einzuräumen.
Damit werden sie den ganzen Tag beschäftigt sein. Jedes einzelne Produkt muss nämlich begutachtet und auf Frische geprüft werden. Besonders die Kontrolle des Haltbarkeitsdatums ist wichtig. Der geräucherte Lachs, der aus einem Supermarkt in Daun kommt, darf am nächsten Tag nicht mehr ausgegeben werden. „Da halten wir uns natürlich streng an die Vorschriften“, betont Lauer. Problematisch ist auch frisches Obst wie zum Beispiel Erdbeeren. Gemüse und Obst werden unmittelbar vor der Abgabe nochmals kontrolliert, damit alles frisch und appetitlich an den Verbraucher geht.
Ute Steinbach aus Üdersdorf ist eine neue Helferin. Sie ist heute erst zum zweiten Mal im Sortierteam dabei. „Ich bin gefragt worden, ob ich Lust hätte, bei der Tafel zu helfen. Ich habe Zeit und hier kann ich mich sinnvoll betätigen“, sagt sie. Wie Ute Steinbach gehören auch die anderen 75 Ehrenamtlichen, die bei der Dauner Tafel als Fahrer, beim Sortieren, bei der Ausgabe, im Büro oder bei der Organisation helfen, zur Generation Ü 65.
„Die Dauner Tafel ist seit 2016 ein gemeinnütziger Verein und trägt damit eine große Verantwortung. Wir finanzieren und organisieren uns selbst. Andererseits übernehmen wir wichtige gesellschaftliche Aufgaben. Wenn ein Bedürftiger zur Tafel kommt, spart er Lebenshaltungskosten für andere Notwendigkeiten ein, wie zum Beispiel Strom und Heizung, die er sich sonst kaum noch leisten kann“, erläutert Lauer. Es sind aber immer weniger deutsche Bedürftige, die zur Tafel kommen. Die Scham sei groß.
Seit der ersten großen Flüchtlingswelle 2015 sind es vor allem Geflüchtete aus Kriegsgebieten, vorwiegend aus Syrien, Afghanistan und Eritrea, seit 2020 sind es zusätzlich besonders Ukrainer, die zur Tafel kommen.
Im Warteraum vor der Ausgabe herrscht dann auch ein munteres Stimmengewirr in verschiedenen Sprachen. Lange Warteschlangen oder gar Gedrängel gibt es indes nicht.
Die Lebensmittelausgabe der Dauner Tafel ist gut strukturiert: Nachdem der Kunde seine Kundenkarte vorgezeigt und seinen Obolus von zwei Euro gezahlt hat, werden ihm die Lebensmittel, die vorrätig sind, angeboten. Was er für sich und seine Familie braucht, das darf er nehmen.
Die Frauen an der Ausgabetheke achten darauf, dass jeder haushaltsübliche Mengen bekommt und keiner übertreibt. Damit alle Kunden die Chance haben, bei den Ersten zu sein, die zum Beispiel frische Erdbeeren abbekommen, gibt es ein rotierendes System: Die Klienten sind in Gruppen eingeteilt, die wöchentlich zeitlich versetzt einkaufen. Eine logistische Leistung, die das Team um Michael Lauer zu bewältigen hat.
„Wir alle machen diese Arbeit in und für die Gemeinschaft gern“, betont Rita Schmaus, zweite Vorsitzende des Vereins. „Aber die Tafel ist auf Spenden angewiesen, wenn sie weiterhin diese gute Arbeit leisten soll. Die Miete für die Räumlichkeiten, Heizung, Strom, die Lieferwagen, eventuelle Reparaturen, den Sprit: Diese Kosten trägt der Verein selbst.“
Rita Schmaus kennt alle Kunden der Tafel und mit jedem hält sie in kleines Schwätzchen. Manchmal stellt sie fest, dass jemand nicht mehr kommt. „Das sind Menschen, die ganz schnell die deutsche Sprache gelernt und Arbeit gefunden haben. Sie sind dann nicht mehr auf die Tafel angewiesen. Insofern verstehen wir uns auch als Ort der gelebten Integration.“